Leipzig – Kinder, die in der Schule in der Kantine essen und mangels Taschengeld seltener in Kiosken und Lebensmittelläden in Schulnähe einkaufen, sind tendenziell seltener adipös. Das berichten Wissenschaftler des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) Adipositas-Erkrankungen der Universitätsmedizin Leipzig.
Dazu untersuchten die Forscher 1.215 Kinder an 41 Leipziger Schulen. An Grundschulen und weiterführenden Schulen nahmen Schüler der Klassen vier sowie sechs, sieben und acht teil. „Das Erkennen veränderbarer Einflüsse ist wichtig, um eine gesundheitsförderliche Lebenswelt in Schulen für alle Kinder zu gestalten“, erläuterte Tobias Lipek, Leiter der Leipziger Schulernährungsstudie, den Hintergrund der Untersuchung.
Die Auswertung der Studie zeigte, dass rund zwölf Prozent der Kinder übergewichtig oder adipös sind. Dieser Wert deckt sich laut IFB mit den Erkenntnissen anderer deutschlandweiter Studien. 67 Prozent der Schüler gehen regelmäßig in die Schulkantine.
„Die absoluten Zahlen zeigen, dass unter den Schülern, die regelmäßig in der Schulkantine essen, weniger übergewichtige Kinder sind als unter denen, die nicht teilnehmen“, sagte Peggy Ober, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin des Projekts. Dies sei allerdings nur eine Tendenz.
Bezüglich des Speiseplans stellten die Forscher fest, dass sechs von zehn Anbietern mindestens 60 Prozent der Qualitätskriterien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erfüllen. Rund neun Prozent der Kinder essen meistens kein Frühstück an Schultagen, knapp sechs Prozent essen es nie.
„Wir haben gesehen, dass der Anteil übergewichtiger Schüler unter den nicht frühstückenden höher war. Unsere Querschnittsstudie kann allerdings keine Aussagen darüber treffen, was Ursache und was Folge ist. Wir können nur den Zusammenhang darstellen“, so Ober.
Laut den Ergebnissen der Studie verfügen die Leipziger Schüler im Schnitt über 15,37 Euro Taschengeld im Monat. „Unsere Zahlen zeigen, dass die Schüler, denen viel Taschengeld zur Verfügung steht, häufiger in die umliegenden Geschäfte gehen und Lebensmittel kaufen“, so Lipek.
Da Kinder dazu neigten, in Supermärkten und Fastfood-Läden eher ungesunde Waren zu kaufen, schlussfolgern die Forscher, dass eine bessere Akzeptanz und höhere Teilnahme am Schulessen zu einer verbesserten Kindergesundheit beitragen könnte.
Die Forscher empfehlen, eine Interventionsstudie auf die vorliegenden Daten aufzusetzen: Denkbar sei beispielsweise, den Einfluss eines Frühstückangebots für alle Kinder in der Schule auf Übergewicht und Adipositas zu untersuchen oder verschiedene Maßnahmen zur Qualitäts- und Akzeptanzverbesserung der Schulspeisung zu testen.