Berlin – Wissen über Chancen und Risiken von digitalen Anwendungen wird künftig ebenso essenziell für Ärzte sein, wie das Wissen über Medikamente. Das wurde bei einer Konferenz des ständigen Komitees Europäischer Ärzte (französisch: Comite Permanent des Medecins Europeens, CPME) deutlich.
Leider wird die Diskussion über die digitale Medizin viel zu oft auf die rein technischen Aspekte verkürzt. Dabei ist es mindestens genauso wichtig, über die ethischen Grenzen und die zukünftige Rolle der Ärztinnen und Ärzte in der digitalen Gesundheitsversorgung zu sprechen“, sagte Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, in seiner Eröffnungsansprache
„Die Digitalisierung ist zunehmend Realität in den Gesundheitssystemen in ganz Europa“, sagte CPME-Präsident Frank Ulrich Montgomery. Es müsse daher sichergestellt werden, dass sie ,,verantwortungsvoll, positiv und gut durchdacht“ sei.
Wie bei Medikamenten sei es unumgänglich, dass Ärzte wenigstens in groben Zügen über die Funktionsweise, das zu erwartende Ergebnis sowie mögliche Risiken digitaler Anwendungen Bescheid wüssten.
Das bräuchten sie, um die Verantwortung für die Behandlung mit digitalen Hilfsmitteln übernehmen zu können. Ärztekammern und Kassenärztliche Vereinigungen sollten vermehrt Weiterbildungen zu digitalen Anwendungen anbieten, riet Montgomery.
Der richtige Umgang mit Programmen, die beispielsweise die Entscheidungsfindung durch künstliche Intelligenz (KI) unterstützen könnten, müsse auch fester Bestandteil der medizinischen Ausbildungen werden, mahnte Lina Mosch von der europäischen Vereinigung der Medizinstudierenden (European Medical Students' Association, EMSA).
Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidke (CDU), betonte, wie wichtig das Vertrauen der Patienten in die digitalen Neuerungen sei. Diese müsse stets freiwillig bleiben und dürfe für Patienten, die die digitale Medizin ablehnten, nicht zu Nachteilen in der Behandlung führen.