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21. Dezember 2020: Schweden und Japan gingen Corona-Sonderweg - und zahlen jetzt den Preis dafür
Mehr als 1,5 Millionen Menschen haben sich in Deutschland bislang nachweislich mit Sars-CoV-2 infiziert. Allein 16.643 neue Fälle meldet das RKI am Montagmorgen – etwa 300 mehr als am Montag der Vorwoche. Um die Zahlen in den Griff zu bekommen, hat die Bundesrepublik ihre Corona-Maßnahmen zuletzt extrem verschärft: Auf einen „Lockdown light“, der von 2. November bis 15. Dezember galt, folgte am 16. Dezember der zweite harte Lockdown nach dem Frühjahr.
Damit geht Deutschland einen ähnlichen Weg in der Krise wie die meisten westlichen Länder. Doch es gibt auch Nationen, die nichts von einem Lockdown halten: So nannte der schwedische Staatsepidemiologe Anders Tegnell im April die in seinen Nachbarländern ergriffenen Lockdowns sogar „lächerlich“. Schweden setzte anstelle von Regeln auf „Empfehlungen“ und ging so einen europaweit einmaligen, aber auch umstrittenen Weg im Kampf gegen das Virus.
Japan setzte auf Verantwortungsbewusstsein der Bürger
Einen ähnlichen Weg hat Japan eingeschlagen: Anstatt auf einen Lockdown setzte das Land seit Beginn der Pandemie allein auf das Verantwortungsbewusstsein seiner Bürger. Generell ist es in Japan allerdings schon vor der Pandemie so gewesen, dass die Menschen in der Öffentlichkeit oft Mundschutz tragen – daran musste sich also niemand neu gewöhnen. Die Strategie, nur auf Masken und eine strikte Kontaktnachverfolgung zu vertrauen, schien zumindest in der ersten Welle aufzugehen.
Täglich gemeldete Neuinfektionen sprunghaft angestiegen
Japan kam vergleichsweise glimpflich durch die erste Corona-Welle, zählte gar als „Vorzeigeland“. An ihrem Höchststand Mitte April gab es dort im 7-Tage-Schnitt 545 tägliche Neuinfektionen mit Sars-CoV-2. Dann ebbten die Zahlen ab, die erste Welle war Anfang Mai überstanden.
Im Juli stieg die Infektionskurve jedoch wieder, diesmal deutlich steiler. Die zweite Welle erreichte ihren Höhepunkt Mitte August mit etwa 1360 täglichen Neuinfektionen im 7-Tage-Schnitt. Bis Anfang September schien auch dieses Infektionsgeschehen unter Kontrolle.
Um die wirtschaftliche Lage im Land anzukurbeln, startete Japan bereits während der zweiten Welle im Juli eine Subventionskampagne für den Binnentourismus. Mit „Go To Travel“ werden bis zu 50 Prozent der Tourismusausgaben wie Beherbergung und Transportkosten vom Staat bezuschusst. Kritiker sehen die Förderkampagne als einen Grund für die zuletzt wieder deutlich gestiegenen Infektionszahlen an.
Experten warnen vor Überlastung des Gesundheitssystems
Denn Experten sprechen inzwischen von einer dritten Infektionswelle, die Japans Gesundheitssystem zu überlasten droht: Seit Anfang November ist die Infektionskurve wieder deutlich in die Höhe geschossen, am 20. Dezember erreicht sie nicht nur einen neuen Höhepunkt von etwa 2660 täglich neuen Infektionen, sondern das Infektionsgeschehen scheint auch weiterhin ungebrochen. Insgesamt haben sich nun seit Beginn der Epidemie in Japan knapp 200.000 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert.