Berlin – Verhaltenspräventive Ansätze reichen nicht aus, um unter den heutigen adipogenen Lebensbedingungen etwas gegen Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen auszurichten. Für eine erfolgreiche Prävention der Adipositas sind vor allem verhältnispräventive Maßnahmen erforderlich, die durch Gesellschaft und Politik initiiert werden müssen. Dies zeigen die wissenschaftlichen Studien, die der heute vorgelegten Leitlinie „Therapie und Prävention der Adipositas im Kindes- und Jugendalter“ zugrunde liegen.
Die evidenzbasierte S3-Leitlinie wurde von 40 Experten aus 16 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Berufsverbänden und weiteren Organisationen erarbeitet. Federführend waren die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) und die Deutsche Gesellschaft für Kinder-und Jugendmedizin (DGKJ).
Die Anleitung und Schulung der betroffenen Kinder und ihrer Familien mit dem Ziel, den persönlichen Lebensstil in einer multimodalen Adipositastherapie zu ändern, kann unter Umständen ebenfalls erfolgversprechend sein. Dies gilt insbesondere für die Schulung von Kindern im Grundschulalter und vor allem deren Familien. Dennoch heißt es in der fast 80-seitigen Leitlinie, dass die „erreichten Therapieeffekte eher gering“ seien und „oft nicht den Erwartungen der Betroffenen“ entsprächen.
Experten zufolge profitieren Kinder und Jugendliche am ehesten von ambulanten Angeboten. „Daher gilt für die Adipositastherapie ganz klar die Empfehlung ,ambulant vor stationär'“, sagte Susanna Wiegand, vormals Sprecherin der AGA und seit Oktober Vizepräsidentin der Deutschen Adipositas Gesellschaft. Allerdings gebe es zu wenig Plätze für diese Konzepte, nach denen das Kind inmitten von Familie, Schule und Freundeskreis betreut werde.